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Interview mit Belinda Kogler: Bestatter NICHT JEDERMANNS SACHE!

Aktualisiert: 16. Apr.

platzhirsch - Das Regionalmagazin, WIRTSCHAFT & POLITIK | Wichtige Berufe im Rampenlicht, S. 62/63, April 2024


Ungewöhnlich, ekelhaft, unbeliebt - Den meisten Menschen kommen diese Berufe gar nicht erst in den Sinn. Dennoch sind sie für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung.


Belinda Kogler, Bestattung Kogler


LEUTE BESTATTEN


EINEN BESTATTER STELLT MAN SICH KLISCHEEHAFTIN SCHWARZER KLEIDUNG UND MIT GRIMMIGEM GESICHTSAUSDRUCK VOR. WIE ERLEBEN SIE DAS?

Viele Leute glauben oft, dass wir in einem dunklen Keller arbei- ten. Sie sind dann ganz überrascht, dass unser Büro so hell und schön eingerichtet ist. Auch dass wir, die im Unternehmen arbeiten, grundsätzlich fröhliche Menschen sind, kommt für manche unerwartet. Wir sind ein junges Team, mit der Idee, die Branche an die Zeit anzupassen und dem Klischee des Bestatters entgegenzuwirken.


SIND DIE REAKTIONEN AUF IHREN BERUF ÜBERRASCHEND?

Hin und wieder schlucken die Leute schon, wenn ich ihnen meinen Beruf nenne. Manche finden ihn ekelhaft oder haben mich auch beschimpft. Ja, sich ständig mit dem Tod befassen zu müssen, ist für viele Menschen schwer vorstellbar. Wenn ich aber einen kurzen Einblick in meine Arbeit bzw. die meines Teams gebe, verstehen die Leute, dass dieser Beruf vielfältig ist und man viele Möglichkeiten hat, neue Stärken an sich selbst zu entdecken. Außerdem ist der Beruf für eine Gesellschaft äußerst wichtig.


WIE KANN MAN SICH DAS BERUFSBILD VORSTELLEN?

Als Bestatter:in wird viel Verständnis und ein offenes Ohr benötigt. Ich darf Menschen in der schmerzhaftesten Zeit im Leben die Hand reichen, für sie da sein und ihnen eine schöne Verabschiedung ermöglichen. Der Beruf verlangt auch ein organisatorisches Talent und eine gewissenhafte Arbeitsweise. Es ist besonders wichtig, respektvoll und einfühlsam zu sein. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich die letzten Wünsche der Verstorbenen gemeinsam mit ihren Angehörigen umsetzen kann, sodass sie würdevoll von dieser Welt gehen und ihre letzte Ruhe finden können.


WIE GEHEN SIE MIT ALLDER TRAUER UM?

Sich mit dem Tod befassen zu müssen ist nicht immer einfach, aber man sollte grundsätzlich bereit sein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es ist auch hilfreich, mit jemandem darüber zu reden, der sich auch ein wenig mit dem Thema auskennt und nachvollziehen kann, was dir durch den Kopf geht. Was die Freizeit angeht, habe ich angefangen, gemeinsame Momente mit Freunden und Familie viel bewusster wertzuschätzen.


BESTATTUNG KOGLER IST JA EIN FAMILIENUNTERNEH- MEN. DA HABEN SIE DOCH SCHON FRÜH MIT DEM TOD ZU TUN GEHABT, ODER? Ganz genau. Ich denke, dass mir deshalb schon früh bewusst geworden ist, dass der Tod zum Leben gehört. Eine weitere Sache, die ich gelernt habe, ist, dass bei einer Trauerfeier nicht unbedingt alles traurig sein muss.





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